Interview mit Dr. Bohnen,
Clariant
Clariant
Jenseits der bekannten Allgemeinplätze – Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie als COO von CLARIANT?
Bei Clariant haben wir schon früh die Wichtigkeit und kommerzielle Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Spezialchemie- Industrie erkannt, und dies bestätigt sich spätestens jetzt. Der europäische Green Deal, die Rückkehr der USA zum Pariser Klimaabkommen und die Verpflichtung Chinas, bis 2060 kohlenstoffneutral zu sein, werden einen Innovationsschub auslösen, der für Unternehmen wie uns sowohl eine Herausforderung als auch eine große Chance darstellt. Wir müssen neue differenzierte Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die unseren Kunden bei der Bewältigung der Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit helfen. Dies erfordert eine starke Fokussierung auf Innovation, aber auch auf Nachhaltigkeit in den Lieferketten und operative Exzellenz. Clariant ist hierfür sehr gut aufgestellt: Unsere Tenside basieren zunehmend auf Biomaterialien oder auf biologisch nachwachsenden Rohstoffen. Unsere Katalysatoren verbessern nicht nur die Erträge unserer Kunden, sondern senken auch deren CO2-Fußabdruck. Und mithilfe unserer sunliquid® Technologie werden landwirtschaftliche Reststoffe in klimaneutrale Biokraftstoffe umgewandelt.
Auch uns selbst haben wir neue ambitionierte Ziele zur Reduktion unserer CO2-Emissionen gesteckt, die deutlich über unsere bisherigen Ziele hinausgehen. Bis 2030 wollen wir die direkt in unseren Anlagen erzeugten (Scope 1) unddie indirekt durch zugekaufte Energie verursachten (Scope 2) Treibhausgasemissionen um 40 Prozent reduzieren sowie die indirekten Emissionen aus zugekauften Waren und Dienstleistungen (Scope 3) um 14 Prozent senken. Aber unsere eigenen Emissionsziele sind nur die eine Seite der Medaille. Es geht nicht nur darum, unseren eigenen Fußabdruck zu verkleinern. Viel wichtiger ist, dass wir den Fußabdruck unserer Kunden reduzieren. Darin liegt unsere wahre Stärke.
Welche strategische Bedeutung nimmt dabei Ihre Bioethanol-produktion im rumänischen Podari ein?
Um die im Pariser Klimaabkommen festgelegten Ziele zu erreichen, müssen die Treibhausgasemissionen drastisch gesenktwerden. Dabei spielt der Transportsektor, der für mehr als 25 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, eine erhebliche Rolle. Allein in Europa wird davon ausgegangen, dass sich aus den bestehenden politischen Vorgaben ein jährlicher Bedarf von etwa fünf bis zehn Millionen Tonnen fortschrittlicher Biokraftstoffe bis 2030 ergibt, was eine erhebliche Ausweitung der derzeitigen Produktionskapazitäten erfordert. Mit unserer sunliquid®-Technologie können wir in unserem neuen Werk in Podari jährlich bis zu 50.000 Tonnen Zellulose- Ethanol aus mehr als 250.000 Tonnen Getreidestroh herstellen. Dieser Biokraftstoff der zweiten Generation, der konventionellen Kraftstoffen beispielsweise als E10 beigemischt werden kann, zeichnet sich durch eine erstklassige Klimabilanz aus. Eine sunliquid®-Anlage in der Größenordnung von Podari kann helfen, jährlich circa 120.000 Tonnen CO2 einzusparen, was den Emissionen von etwa 35.000 Autos entspricht. E10 (10 % Ethanolgehalt) ist bereits heute in vielen europäischen Ländern erhältlich.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, dass GETEC Sie in Podari mit Energie versorgt?
Zunächst einmal ist GETEC ein sehr zuverlässiger Partner. Nachhaltigkeit in der Betriebstätigkeit gewinnt für uns zunehmend an Bedeutung. Wir setzen immer stärker auf nachhaltige Produktion als treibenden Faktor für Kosteneinsparungen. Ziel hierbei sind nicht nur Ertragssteigerung und Emissionsreduktion, sondern ebenso Energieeinsparungen. Bereits in unserer Demonstrationsanlage in Straubing konnten wir zeigen, dass der sunliquid®-Prozess energieautark abläuft. Und so lag es nahe, auch für unsere erste Bioethanol-Anlage im industriellen Maßstab eine effiziente Energielösung zu suchen. Beim sunliquid®-Verfahren wird aus dem landwirtschaftlichen Reststoff Getreidestroh Bioethanol gewonnen. GETEC nutzt den aus der Produktion anfallenden Reststoff Lignin, um daraus Energie zu erzeugen und somit das gesamte Werk in Podari mit Wärme und Strom zu versorgen. Hier profitieren wir davon, dass GETEC ein führender Technologie-Anbieter auf diesem Gebiet ist. Diese Zero Impact Production ist sehr nachhaltig, effizient und innovativ. Dafür wurden unsere beiden Unternehmen gemeinsam mit dem Dena Energy Efficiency Award ausgezeichnet.
Gibt es noch weitere Beispiele für die Zusammenarbeit zwischen CLARIANT und GETEC?
Zum Ende des Jahres 2018 hat GETEC die Infrapark Baselland AG im schweizerischen Muttenz, eine damals 100-prozentige Tochter von Clariant, übernommen. Seither sind wir mit einem Produktionsbetrieb unserer Geschäftseinheit Additives sowie weiteren Clariant-Gesellschaften Mieter in dem Chemie und Life-Science-Park, der jetzt unter GETEC PARK.SWISS AG firmiert. Für unseren Additivbetrieb beziehen wir neben Energie und anderen Produktionsmitteln auch Leistungen wie Abwasser- oder Abfallentsorgung, Qualitätskontrolle, Logistik oder Engineering. Zudem erbringt GETEC für die ansässigen Firmen Serviceleistungen wie werksärztlichen Dienst, Bewachung, Feuerwehr und Personalverpflegung. Die Zusammenarbeit mit dem Betreiber erleben wir als konstruktiv und zukunftsgerichtet. GETEC hat bereits Investitionen in den weiteren Ausbau der Automatisierung und Digitalisierung im Industriepark angekündigt, und wir werden ebenso weiterhin in unseren Additivbetrieb investieren.
CLARIANT und GETEC wurden etwa zur gleichen Zeit gegründet: CLARIANT als Ausgründung eines Konzerns, GETEC als Gründung eines Unternehmers. Was kann man von der weiteren Zusammenarbeit erwarten?
Lieferanten und Partnerunternehmen sind für die Wertschöpfung bei Clariant entscheidend und wirken sich erheblich auf die gesamte Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens aus. Deswegen vertrauen wir gerne auf Partner wie GETEC, die es sich – ebenso wie Clariant – zum Ziel gesetzt haben, ihre Kunden mit innovativen Lösungen bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen.
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